zur Erinnerung

Abschied ist ein leises Wort

City - Selmke, Klaus

Eichenberg, Walter

Karat - Kurzhals, Thomas

Puhdys - Jeske, Harry

Puhdys - Scharfschwerdt, Klaus

Renft Combo - Gläser, Peter

Renft Combo - Jentzsch, Klaus

Renft Combo - Pannach, Gerulf

Silly - Tamara Danz

Die vier Brummers

City - Fritz Puppel

Kurzweg, Jo

Roth, Herbert

Stern Meißen - Fißler, Reinhard


Walter Eichenberg * 20. Dezember 1922 in Großburschla / Thüringen
† 13. März 2018 in Leipzig
( 89 Jahre )

Seine Eltern hatten einen Bauernhof. Er war das Jüngste von drei Geschwistern, sozusagen das "Nesthäkchen" der Familie, und somit behütet.

Sein Onkel war Schuldirektor und Organist im Ort. Er war der Initiator, der die Eltern überredete, dem Jungen eine musische Ausbildung zuteilwerden zu lassen. Das war für seine Eltern, die nie etwas mit Kunst und Musik zu tun hatten, etwas ganz Außergewöhnliches. Sie ließen es zu und Walter ging 4 Jahre nach Zschopau auf die Orchesterschule zur Ausbildung.

Eichenberg: "Das war eine gute Schule. Wir haben dort das große Einmaleins der Orchestermusik gelernt und von der Begräbnismusik bis zur Sinfonie alles gespielt. Vor allem war es eine der wenigen Schulen, die U-Musik machte."

Er war dort im Internat. Er lernte als Hauptinstrument Trompete und im Nebenfach Violine. Einer seiner Schulkameraden war Fips Fleischer, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband.

Als er 16 Jahre alt war, wurde ihm bewusst, dass er zwar Orchestermusiker werden wollte, aber nicht im philharmonischen Orchester, sondern eher in einer Bigband.

Mit der Beendigung seiner Schule, begann für ihn sofort die Militärzeit im 2. Weltkrieg. Er erlitt zwei Verwundungen unter anderem verlor er ein Auge. Die zweite Verwundung erlitt er 1944. Die folgende Zeit verbrachte er vorwiegend im Lazarett. Diese Tatsache bewahrte ihn nicht davor, dass er noch 3 Monate auf den berüchtigten Rheinwiesen in amerikanischer Gefangenschaft verbringen musste.

Noch 1945 hat er in Chemnitz angefangen, als Trompeter, in einem Orchester, zu spielen. 1947 wurde das Leipziger Rundfunktanzorchester gegründet. Er war, neben Kurt Henkels und Rolf Kühn, eines der Gründungsmitglieder. Leiter des Orchesters war Kurt Henkels und Walter Eichenberg war einer der Trompeter im Orchester. Er schrieb Arrangements und komponierte. Damit nahm er wesentlichen Einfluss auf das Orchester und begründete damit dessen Profil.

1959 verließ Kurt Henkels das Orchester und übersiedelte in die Bundesrepublik Deutschland.

Am 23. April 1960 heiratete Walter Eichenberg die, damals schon gut bekannte, Schlagersängerin Helga Brauer (wir berichteten in einem unserer Mitteilungsblätter über sie) und zog am gleichen Tag in ein Haus an der Tabaksmühle. 1962 wurde beider Sohn Andreas geboren, 1968 der Sohn Peter.

1961 übernahm Walter Eichenberg als Chefdirigent die Leitung des Rundfunktanzorchesters. Er tat dies bis 1991, also 28 Jahre lang.

Er sagt heute, dass er in der Stadt Leipzig, die ja eine Kulturstadt ist, wirken durfte und die Heirat mit Helga Brauer, die großen Glücksfälle in seinem Leben waren. Die Ehe währte über dreißig Jahre, bis zum Tod seiner Frau 1992.

Der Erfolg hatte für Eichenberg zweifelsohne auch etwas mit der DDR zu tun. Er war immer politisch interessiert, würde trotzdem nie in eine Partei eintreten und sich so einer Doktrin unterordnen. "Ich habe meine Meinung auf künstlerischem Gebiet gesagt, mich loyal in diesen Staat eingebracht und schäme mich keineswegs, dort gelebt zu haben. Den Kunstpreis der DDR, der Stadt Leipzig und den Nationalpreis schätze ich noch heute sehr hoch ein und bin stolz darauf. Das unterscheidet mich von manchen meiner Kollegen..." Er lässt den Satz unbeendet.

Bei der Frage, welches "System" denn die besseren Musiker habe, lacht Eichenberg verschmitzt: "Die DDR-Orchester waren keineswegs musikalisch schlechter; die Ausbildung war gut und fundiert. Die aus dem Westen waren vielleicht hier und da einen Zahn schärfer und hatten die besseren Bedingungen, Leute einzukaufen. Ein Big-Band-Musiker aber muss überall top sein. Wo gibt's die klassische Big Band heute eigentlich noch?"

Sein heutiges Leben? Er habe, so Eichenberg, nie auf großem Fuß gelebt, jetzt möchte er die Schönheit Deutschlands genießen und noch viel von ihm sehen. Außerdem: Ellenbogen und Geld seien ohnehin nicht sein Ding. Versonnen schaut er über seinen weitläufigen Garten: "Ich habe keine großen Pläne, sondern erlebe jeden Tag neu. Ich bin zufrieden. Wenn bloß Helga noch da sein könnte..."

Nach seiner Ansicht hatte er ein anstrengendes, bewegtes aber auch ein erfolgreiches Leben. Er fühlte sich auf der Sonnenseite des Lebens. Er ist ein Mensch, der zufrieden und dankbar zurückschaut.


© infos-sachsen / letzte Änderung: - 17.07.2023 - 09:04